22 August 2006

Wünsch mir Glück, Hurensohn!

ELENI lernte ich im Rahmen des Theatetreffens in Berlin kennen. Sie war jung, humorvoll, hatte eine Vorliebe für Converse und sprach mit dem gleichen Akzent Englisch wie Joe Pesci in Good Fellas:

Aez, Maelville, where da fuck da za tink za going?

Ich amüsierte mich grossartig mit ihr. Sie war Regisseurin in Athen, und wir beschlossen, im Rahmen eines internationalen Theaterprojekts zusammenzuarbeiten.
Dann musste sie nach Griechenland zurück, um ein Stück zu inszenieren.

Melvulli, wish'a me luck, ok?

You don't need luck. You have talent.

Zou sunn of a bitch, I'a am fuckin' serious, man!

Ich wünschte ihr Glück. Sie strahlte mich an und zischte davon.

Zwei Monate später rief ich sie, wie verabredet, an.

Ihren Anrufbeantworter hatte sie auf Griechisch und Englisch besprochen:

Hello, zis is Eleni, and of course za cannat reach me, because I am workin' way, way to much. Don't leave a message, as long it'a is a not a question of life and death!

Ich hinterliess mehrere Nachrichten. Über Tage hinweg versuchte ich es immer wieder, ohne Erfolg.

Schliesslich rief ich einen gemeinsamen Bekannten an.

Ob ich es denn noch nicht gehört hätte?

Sie war während einer Probe auf die Toilette gegangen und nicht mehr zurückgekommen. Schliesslich fand man sie. Sie starb auf dem Weg ins Krankenhaus, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben. An einem Lungenriss. Für den Pathologen ein Fall mit denkwürdigem Seltenheitswert.

Mein Glück hatte für die junge, hübsche Eleni nicht gereicht. Zwei Tage nach ihrer Beerdigung fand - zu Ehren Elenis - die Premiere trotzdem statt.

Ihre letzte Arbeit: Ein Stück von Falk Richter. Der Titel?

Gott ist ein DJ.

Und diese Art von Pointe: Das war wieder mal ganz typisch Eleni.


For Eleni.

10 Kommentare:

Lüneburger Rotspon hat gesagt…

Bei solchen Geschichten denke ich immer mal wieder darüber nach, ob manche Menschen nicht doch einen 7. Sinn haben.

Oles wirre Welt hat gesagt…

Bitterschön und sanft skurril. Großartig!

hanneshaus hat gesagt…

:(

Herr MiM hat gesagt…

Bewegend.

Melville hat gesagt…

unkita, ich weiss, was du meinst.

und ole, du weiss ja :)

und hallo inthehood, hallo metropolis-mann: nehmt euch nen kaffee, schiebt den müll auf den fussboden und setzt euch. willkommen in melvilles blog.

Herr MiM hat gesagt…

Oh .. ein Willkommens-Gruß.

Da fühlt man sich wie bei Freunden im Wohnzimmer...

Danke.

hanneshaus hat gesagt…

oh danke, schön hast du's hier. aber ich nehme den fussboden.
kalinichta.

Mephistascripts hat gesagt…

Heldenfrühstück. Vier Süßstoff auf ein Kaffeepad und drei Zigaretten auf Lunge. Und auf halbem Weg ne Gänsehaut bei der Morgenlektüre. Whäm Bäm!

Melville hat gesagt…

p-sito, natürlich setz dich. her mit dem becks. wir trinken soweiso schon zuviel kaffee hier.

und: wenn ich ne story so ungebrochen bringe, kannst du davon ausgehen, dass sie wahr ist.

Anonym hat gesagt…

Was fuer eine Geschichte. Ich hab sie unabsichtlich gefunden, als ich im Google ueberpruefen wollte, ob "wuensch mir Glueck" richtig ist..

Tatsache ist (offensichtlich) dass die deutsche Sprache schwierig ist, fuer uns Griechen.. Elenis Geschichte bewegte mich, wie kann das Leben so leicht und so ploetzlich aufhoeren..

Naja, zynischer griechischer Ausdruck "zoi se mas"..