25 Februar 2006

Das Filmchen Zum Wochenende

FADE IN: Holland. Vor 17 Jahren.

Es gibt Dinge, die wünscht man niemanden.

Zum Beispiel das, was diesem Fernsehmoderator geschieht. Er ist prominent und erfolgreich. Seine Live-Sendung "Boemerang" befasst sich ausschliesslich mit provokanten und gesellschaftlich brisanten Inhalten und entzündet in der holländischen Öffentlichkeit regelmässig heftige Debatten.

Seine heutigen Studiogäste: Ein Mann und eine Frau. Beide sind Opfer ärztlicher Kunstfehler.

Also, hier ist er: Der unfassbar bittere Kampf eines Menschen um seine in langen, mühevollen Jahren aufgebaute Reputation. Der Film ist unterschnitten mit einer späteren Stellungnahme des Moderators.

Möge Gott uns allen vergeben.

24 Februar 2006

Lesben: Blödes Genetisches Programm

Sie: Warum zum bescheuerten Teufel haben alle Männer--
Mel (seufzt): …die Lesben. Es geht um die Lesben.
Sie: Schön blöd. Gerade Lesben. Die wollen nicht mit Männern ins Bett. Darum heissen sie ja Lesben.
Mel: Bah. Auf den Mond haben wir's ja schliesslich auch geschafft. Und der heisst auch nicht 'Erde'.

Die Antwort befriedigt sie nicht. Sie hat eine ganz spezielle Art, ihre Stirn in Falten zu legen. Eine Querfalte, gestützt von zwei Vertikalen. Wie das chinesische Schriftzeichen für 'Regen'. Mit einer einzigen unwilligen Bewegung vernichtet sie ihren Wodka-Tonic.

Sie: Was ist das? Irgend ein komisches genetisches Programm oder was?
Mel: Vielleicht. Ein Ur-Instinkt. Wenn sich zwei Frauen ficken, sollte man dazwischen gehen.
Sie: Du meinst: 'Teile und herrsche'.
Mel: Kannst du bitte mal deine Stirnfalten wieder in den Halfter stecken?

Sie überlegt. Das lässt nichts Gutes ahnen. Mel steckt sich vorsichtshalber eine neue Lucky an.

Sie: Du solltest es rausfinden.
Mel: Ich knall dir gleich eine.
Sie: Ich will's einfach wissen. Was das mit dir macht. Wenn du's tust.
Mel: Du willst, dass ich mit zwei Frauen ins Bett gehe. Damit du dann weisst, was für ein blödes genetisches Programm das ist?
Sie: Ja.
Mel: Wie soll ich denn zu zwei Lesben kommen. Oder hast du zufällig gerade welche zur Hand?
Sie: Schreib's doch in deinen blöden Blog.

Klar. Gute Idee. Warum bin ich nicht schon längst darauf gekommen? Also, Lesben! Das ist Eure Chance! Wenn ihr Lust habt, mit einem Drehbuchautoren ins Bett zu gehen, der ein bisschen wie der junge Yves Montand aussieht - und im Worst Blowjob Ever Contest das Buch She Comes First gewonnen hat -, jedenfalls: Mit Melville ins Bett zu gehen, damit er der Frau mit dem chinesischen Zeichen im Schulterhalfter nachher sagen kann, was das für ein blödes genetisches Programm ist, dann meldet euch einfach. Sagt mir wo, und wann, ich komm dann vorbei.

Wird lustig. Versprochen.

Rechtsweg natürlich wie immer ausgeschlossen.

23 Februar 2006

Drehbuchschreiberlinge: Raus aus den Ritzen!

Drehbuchautoren haben nur wenige Schwächen, die in Blogs öffentlich abgehandelt werden sollten. Zu furchterrengend sind die Abgründe. Zu unerhört die Geschehnisse, die sich in jener namenlosen Dunkelheit abspielen, in der Autoren ihre Synapsen unter Folter dazu zwingen, aus Kindheits-Traumata gute Geschichten zu machen.

Einige davon ragen immerhin so weit aus dem übelriechenden Morast, dass man es wagen darf, einen Blick darauf zu werfen. So zum Beispiel die ständige, ach was, manische, nein: hysterische Suche nach der neuesten, irgendwie noch besserern, weil irgendwie intuitiveren Drehbuch-Software. Dahinter: Natürlich nichts Anders als die verstohlene Hoffnung, dass ein aussergewöhnliches Programm auch aussergewöhnliche Ideen nach sich zieht.

Also, klickt Euch ins Glück, Kameraden, Montage heisst das Ding, und auf dem Foto sieht man auch gleich, wie selbstbewusst und markant man aussieht, wenn man das Ding benutzt. Montage importiert Final-Draft-Files, ist im Moment Beta und am Ende der Site kann man sich per e-Mail als Tester bewerben. Dafür kriegt man die Beta-Version kostenlos.

Und das Beste: Mac only. - Ist das Leben nicht schön? Muahahahaha!

18 Februar 2006

DAS FILMCHEN ZUM WOCHENENDE

Für einmal kein ehrgeiziger Texteintrag. Zurücklehnen und geniessen:
Das Filmchen zum Wochenende.
Cheers.

15 Februar 2006

DAS SÜSSE SCHWEBENDER GEFAHR

Also, ich sag Euch mal was. Erstens gute Kritiken. Das ist schon gut. Aber es kommt noch besser. Zweitens volles Haus. Das ist toll, wirklich toll. Aber es kommt noch viel besser. Denn: Drittens eine Aufführung, nach der alle vor lauter Zauber völlig verdattert von einem Bein auf das andere hüpfen und gar nicht richtig wissen, wohin mit ihren Händen, und die Biergläser vor lauter beseelter Tapsigkeit massenhaft am Boden zersplittern.

So viel Glück ist gefährlich. Weil, so eine Vorstellung ist wie eine erfüllte Sehnsucht, oder ein Traum, ein heftiger. Und dann macht irgend etwas *zoff* und jetzt sitz ich hier, nach all der Aufregung, plötzlich zu Hause und fühle mich ein bisschen wie, so, Prinz Eisenherz, der nach all seinen Abenteuern und besiegten Riesen nach Hause zurückkehrt und dann halt, was, den Müll trennt und allein in seiner Küche sitzt und Kartoffeln schält.

Allein? Nicht ganz. Da ist ja noch meine Labtop-Töle, die treue, und wedelt glücklich mit dem Internetkabel. Also kraule ich nur so zum Spass ein bisschen über die Tastatur und spiele mit diesem Rasterbator rum, via, Mist, hab ich vergessen. Jedenfalls, da kann man ganz faszinierende Sachen mit machen, und also, nur so, zeig ich Euch jetzt ein bisschen von dem, wie das aussieht, wenn ich die Masern habe.

Und irgendwie, passt auf: Bin ich gerade sehr erstaunt darüber, wie wenig Punkte es doch braucht, um sich ein Bild machen zu können.

Erstaunt? Ach, Quatsch. Glücklich!

12 Februar 2006

OPENING NIGHT & COMING OUT

Samstag Abend.
20 Uhr mitteleuropäischer Zeit.

Ein enger, ziemlich kühler Vorraum. Wer will, kann durch ein rundes Fensterchen vereinzelte Schneeflocken durch die Tinte der Nacht irren sehen. Aber die drei Personen, die stumm und konzentriert in der Dunkelheit stehen, interessieren sich gerade nicht sonderlich für das Wetter. Die BLONDE mit dem gelben Schal starrt beharrlich auf die Spitzen ihrer Schlittschuhe. Die BRÜNETTE mit dem blauen Mantel spricht leise und tonlos die immer gleichen Sätze vor sich hin. Der MANN hat sich in die Ecke gedrückt und beschliesst, die Zigarette, die er extra noch in die Manteltasche gesteckt hat, doch nicht zu rauchen.

Wie die beiden Frauen lauscht auch er stumm dem Wirrwarr aus Gesprächsfetzen, Lachern und rückenden Stühlen, das durch die schweren Metalltüren zu ihnen in die Dunkelheit quillt. Die typischen Geräusche eines Publikums, das in ein restlos ausverkauftes Theater strömt. Und die jetzt endlich immer mehr verebben.

Die Einlassmusik schlägt einen letzten Haken und verstummt. Stille.

Die Frauen sehen sich an. "Scheisse", flüstert die mit dem Schal. "Scheisse", flüstert die mit dem Mantel.

Dann stossen sie die Türen auf. Das grelle Licht der Scheinwerfer rast auf sie zu wie ein wildes Tier. Der Mann in der Ecke schliesst geblendet die Augen. Er hört, wie die Frauen lachend und schwatzend auf der Bühne verschwinden. Ein metallisches Klacken sagt ihm endlich, dass sich die Türen wieder geschlossen haben müssen. Er öffnet die Augen. Dunkelheit schwappt kühl und angenehm auf seine Netzhaut.

Zwei Minuten. Etwa. Dann wird er da hinausgehen und, wenn es nach ihm geht, die Vorstellung seines Lebens spielen. Wie immer, wenn er durch eine dieser Türen auf eine dieser Bühnen geht. Er zögert, greift in seinen Mantel, holt die Zigarette hervor und steckt sie an. Er denkt an sein Mädchen. Das jetzt nicht mehr sein Mädchen ist. Das jetzt auf der Tribüne sitzt. Oben links. Und die Luft anhält. Und wahrscheinlich tausend Tode stirbt. Mit der ganzen Verantwortung auf ihren schmalen Schultern. Unwillkürlich muss er lächeln.

Er fragt sich, wie die Liebe das macht. Dass sie ihn ständig an der Nase herumführt und er es ihr trotzdem nicht übelnehmen kann.

Gelächter. Musik. Zehn Sekunden. Er drückt die Zigarette aus und stellt sich ganz nahe an die Türe. Wartet auf den einen Akkord. Noch nicht. Noch nicht.

Jetzt.

Kein Problem. Hat er schon oft getan. Er weiss gar nicht mehr, wie oft.

Melville stösst die Tür auf und geht ins Licht.

02 Februar 2006

Nachrichten von der Front III

Hier die neuesten Nachrichten von der Front:

Proben. Neue Szene funktioniert. Stürmische See, aber Matrosen auf Zack, und bei Frau Kapitän wundert mich eigentlich nur, dass sie nicht ab und zu einen dicken Klecks Kautabak-Sosse auf den Regietisch spuckt. Passt auf: Ich liebe das Theater.

Das waren die neuesten Nachrichten von der Front.

Bis zum elften Februar wird's hier nicht gerade wie in der Russendisko zugehen. Ich freu mich natürlich, wenn Ihr ab und zu mal vorbeischaut und die Pflanzen giesst.

Weitermachen.
Mel