19 November 2005

Melville über Melville

Ein Stöckchen wurde mir zugeworfen, von einer einzelnen Dame. Und glaubt es mir ruhig, die könnte mir noch so einiges mehr zuwerfen, ohne dass ich es ihr je übelnähme. Ehrensache, verfluchte. Ich gehöre allerdings zu dieser Sorte Promenademischungen, die erst dann loslaufen, wenn das Stöckchen beinahe schon zu Erde zerfallen ist.


Also hier, hrr, wuff, wuff, exklusiv für Euch, das Stöckchen, Fade In:

  1. Männlich oder weiblich?

Ich bin, das will ich betonen, durch und durch ein Mann. Klassisch. Ich halte Frauen Türen auf und fange Kugeln für sie ab. Wenn gerade mal keine Frauen da sind, werde ich nervös. Aber ich bin gottsjämmerlich froh, nicht selbst eine zu sein. Immer dieses Zeugs mit dem Gebären und der Menstruation, dieses Herumschleppen von Handtaschen, die Arzttermine, uh.

  2. Wo wünscht du dir im Moment zu sein?

Ich bin zwar froh, keine Frau zu sein, aber neugierig wäre ich dann doch: Also, wenn ich schon mal wünschen darf, dann wünsche mir, im Körper einer Frau zu sein. Einfach mal so, heut Nacht. Um zu sehen, wie das so ist. Am besten im Körper einer lesbischen Frau, die gerade die Sahneschnitte ihres Lebens aufgerissen hat; kleine Titten und glänzender Schmollmund und all das, mit der Zigarette so schief im Gesicht, Armeehosen und so weiter. Ihr versteht schon, sowas halt.

  3. Wenn du einer geliebten Person genau eine Sache sagen wolltest, was wäre das?

Wenn Du je mein Leben brauchst, dann komm und nimm es.

  4. Was denkst du über deine besten Freunde?

Zuerst finde ich diese Frage blöd pauschal, aber dann denke ich nach und finde zu meinem Erstaunen heraus, dass meine wenigen guten Freunde so einiges gemeinsam haben: Sie sind sich selbst treu, zum Beispiel. Sie haben kein weiches Brötchen in ihrer Brust, sondern ein Herz. Sie sind tapfer. Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich sie zwei Monate nicht anrufe. Sie sind mutig. Interessanterweise sind sie allesamt sehr sensibel, obwohl auf unterschiedlichste Art. Sie haben Humor. Ein guter Freund von mir hat seine Karriere sausen lassen, weil seine Freundin krank wurde. Dafür liebe ich ihn.

  5. Was tust du für gewöhnlich Freitag nachts?

Unterschiedlich. Oft schreibe ich. Oft zieht's mich raus in den Club. Ob ihr's glaubt oder nicht, Leute, passt auf: Ich tanze tierisch gern. Nicht nur, wenn sich die Schweiz für die WM qualifiziert hat. Oder ich geh ins Kino, in die Spätvorstellung, und hau mir was amimässig Explodierendes in die Birne, futtere zwei Dingens Popkorn und versuche, den Mädels unter die Röcke zu gucken. Oder ich geh mit Haruki Murakami in die Kneipe um die Ecke. Ich hoffe, der lebt noch lang und schreibt noch viele Bücher. Lesebefehl.

  6. Und was wünscht du dir im Moment zu tun?

Ich würde jetzt gern flirten. Am liebsten mit Der da, der ich dieses Umfragedings verdanke. Obwohl, die ist ja praktisch schon verheiratet. Und hat so einen Tick mit Kinderschokolade. Übrigens, passt auf, ich finde, flirten, das ist so eines dieser tollen Worte, die genau so klingen, wie das, was sie beschreiben. Flirten muss leicht sein, etwas nach Parfüm und Schmetterling duften, virtuos muss es sein. Und genauso klingt es. Humorlose Leute können nicht flirten, habt ihr darüber schon mal nachgedacht? Klasse.

  7. Was denkst du über deinen Job?

Schreiben ist geil. Filme schreiben sowieso. Ultimativ eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Die Rahmenbedingungen sind manchmal echt anstrengend. Denn ob ihr's glaubt oder nicht, der Autor hat oft mal gar nix zu sagen. Weil die Produzenten, die sagen nämlich. Und nicht zu knapp. Und der Regisseur, der sagt. Und wenn du Pech hast, wachst du auf und merkst, dass du es mit feigen Vollidioten zu tun hast, tumben Nachäffern mit einem Korken im Arsch, die von Tuten und Blasen keinen Schimmer haben. Und einen Pimmel, so klein wie eine Eidechse in der Hochdruckkammer. Und ich Idiot habe den Vertrag unterschrieben und meinen Hintern verkauft. Dann fühlt ihr euch, passt auf: Wie ein Pilot, der in stockdunkler Nacht auf ein unbeleuchtetes Flugfeld steuert und bemerkt, dass die Typen im Tower alle schlechtes LSD gefressen haben.

  8. Wie fühlst du dich in eben diesem Augenblick?

Gut, danke der Nachfrage. Etwas müde. N bisschen horny.

  9. Was denkst du über Drogen und Alkohol?

Himmel, geht's euch noch gut? Was ne Frage. Also, was denke ich über Alkohol und, was war das noch? Ach ja, Drogen. Ich nehme beides, und beides selten. Irgendwie bin ich natur-high. Sex auf Koks ist gut. Aber Sex ist ja auch ohne Koks gut, also, was solls? Die meisten Menschen finde ich auf Alkohol und Drogen langweiliger und nerviger als nüchtern. Mich inklusive.

  10. Wenn du einer verhassten Person genau eine Sache sagen wolltest, was wäre das?

Oh, das mache ich alles mit den Augen. Ihr glaubt gar nicht, wie kalt und böse ich gucken kann. Zum Schauern und Zähneklappern, sage ich Euch. Wenn ich wen so angucke, hat der eine Woche lang die Schultern an den Ohren.

  11. Momentaner Lieblingssong?

Mittelpunkt der Welt von den einfach immer wieder guten Element of Crime.

  12. Irgendeinen Ratschlag für den Rest der Welt?

Die innere Welt rettet dich. Nicht der Rest.

That's all, Folks. Und natürlich werfe ich das Stöckchen weiter. Und zwar an Anke, weil sie so nen guten Blog hat. Und Sebas. Weil der jetzt auch mal was schreiben soll. Und Malcolm, damit der in den Ferien was zu tun hat. Ach so, und natürlich Weltregierung, weil ich nicht erwarten kann, was der aus den Fragen macht.

Cheers.

16 Kommentare:

Melville hat gesagt…

Na, da bullert meine Hoffnung, kann ich nur sagen. Ich bin übrigens dafür, dass wir weiterflirten, auch wenn wir verheiratet sind. Das geht nämlich. Ich tu dann so, als wäre ich der Nachbar, der Zucker braucht.

Und, shit: Das mit den Songtexten hab ich wieder mal nicht kapiert, ich Lulle. Dachte, das wäre Ihre formale Wahl gewesen, Lüxchen, ehrlich. Aber freut mich, dass Sie mir trotzdem die Schulter beklopfen.

Freu mich schon auf das Dings mit der Körpersprache.

Anonym hat gesagt…

*grummel*

na gut, aber ich habs net freiwillig
getan.

- Grinsregierung.

Melville hat gesagt…

Das ist eben so im Leben, gemeinerweise: Wenn die Stöckchen mal fliegen, was soll man tun?

F hat gesagt…

Das verrät aber viel viel viel, Herr M.

Melville hat gesagt…

Herr F, dafür isses ja da:) Was genau verrät es Ihnen denn?

Mone hat gesagt…

Welcome back in old Germany und großes Danke für den Tip an Haruki Murakami. Werd ich mal wieder eine Bildungslücke schließen :o)

Melville hat gesagt…

Ja, Mone, der Murakami rockt. Übrigens, an den meisten englischen Übersetzungen seiner Bücher hat er selbst mitgearbeitet. Solltest du sie auf Englisch lesen wollen, mein ich. Einsteigerdroge: Hardboiled Wonderland oder Wilde Schafsjagd; Mister Aufziehvogel ist einer seiner ganz, ganz grossen Würfe, würd ich mir aber noch als Steigerung aufsparen.

Melville hat gesagt…

Danke für den Tip, Lüxchen. Werd ihn besorgen.

Anonym hat gesagt…

Ach so.

Horny also.

Und KOKAIN.

So sieht´s also aus, hm?! :)

Melville hat gesagt…

Das sagt der Mann, der sich demnächst einen Wuschelpool in sein Bad machen lässt.

Anonym hat gesagt…

Das war ja fein zu lesen! - So ein Stöckchen möcht ich auch mal kriegen :(

Melville hat gesagt…

Danke Engelchen, du bist ein Engelchen. Nächstes Stöckchen werf ich dir zu. Versprochen.

Anonym hat gesagt…

Hard-boiled Wonderland hab ich damals auf Deutsch gekauft. Primaer weil mich das Cover so fasziniert hat und weil ich noch nie zuvor etwas von einem japanischem Autor gelesen hatte. Das war halt die Zeit, als ich noch Geld fuer solche spontanten Aktionen hatte. ;)

Und Mel, wenn es um flirten mit Frauen, mit den man nicht mehr flirten muss geht, solltest du dir Til We Meat Again, Folge 14 aus Boston Legal angucken. Sehr amuesant.

Anonym hat gesagt…

Hö?

Melville hat gesagt…

Danke für den Tip, Igor.
@McWinkel: Hm?

rotfell hat gesagt…

Wie hast du denn den Weg auf meine Seite gefunden, Melville?