29 November 2005
Obszöne Zwerge
Das Bild oben links heisst Der Igel und ist entstanden, kurz nachdem Diese Da mal eines Morgens von einem geträumt hatte. Ich war, ich muss es zugeben, hingerissen.
Zu unserer Rechten sehen wir ein Dingens mit dem Titel Warum zum Teufel spricht sie immer von ihrem Hund? Ja, warum zum Teufel tut sie das eigentlich? Warum glauben so viele Frauen, dass ich mich für ihre Köter interessiere? Ich bitte um Antwort.
Wenn ich Eure geschätzte Aufmerksamkeit nun wieder auf die linke Seite lenken dürfte. Dort sehen wir ein Blatt mit dem Titel Das Unausweichliche. Hier deutet sich bereits die latente Obszönität an, die so vielen von meinen Bildern anhaftet. Woran das liegt, weiss ich nicht.Vielleicht daran, dass ich nur ein Ohr habe. Oder daran, dass ich nur 1.32 gross bin. Da muss man nämlich innere Werte entwickeln, aber hallo. Kleine Brüste sind da gar nichts gegen!
21 November 2005
Scriptwriter's Finest
*Spotz!*
Meine Damen und Herren, hier spricht der Kapitän. Willkommen zu unserem kleinen Rundflug durch einige der besten Blogs englischsprachiger Drehbuchautoren. Wir bitten Sie, Ihre Sitze in eine aufrechte Position zu bringen und weisen Sie darauf hin, dass Ihre Handys aus Sicherheitsgründen während des gesamten Beitrags ausgeschaltet bleiben müssen. Danke.
The Artful Writer ist der Haus- und Hofblog von Craig Mazin, der als Autor für einige wirklich gutgeschriebene Hollywood-Produktionen zeichnet, die meisten davon Komödien wie Scary Movie. Die Themen, die Mazin behandelt, zielen allesamt auf Handwerk und Leben des Drehbuchautors. Die Site wird von vielen anderen professionellen Autoren besucht, deshalb entwickeln sich regelmässig interessante Diskussionen um seine Artikel. Gute, präzise Denke.
SamAndJimGoToHollywood. Podcast. Sehr, sehr lustig. Die zwei Freunde haben ihre Restaurants irgendwo im mittleren Westen verkauft und sind mitsamt ihren Frauen und frischgeschlüpften Babies nach Hollywood gezogen, um Drehbuchautoren zu werden. In ihren Podcasts thematisieren sie äusserst witzig die Hölle, durch die sie gehen, die Geburt ihrer Kinder, warum Studio-Sekretärinnen und Wasserflaschen ein und dasselbe sind und (Triumph!) wie sie endlich ihre erste Serie an ABC verkauft haben. Am besten alles hören, von Anfang an.
JohnAugust.com: Was haben Big Fish, Corpse Bride, Charlie and the Chocolate Factory, Charlie's Angels und Go gemeinsam? Richtig: John August hat sie geschrieben. Der Mann hat einen eigenen Blog, auf dem sich, wie bei Craig Mazin, in etwa die üblichen Verdächtigen herumtreiben. Wer also zum Beispiel Corpse Bride mochte, kann hier nachlesen, was sich der Autor höchstpersönlich bei diesem Schluss gedacht hat.
Query Letters I Love: Einen Query Letter schreibt ein Autor, wenn er einem Produzenten in wenigen Worten den Inhalt seines Scripts schmackhaft machen will. Die schlechtesten, schlimmsten und unglaublichsten dieser Eingänge hat ManagerGuy auf seine Site gestellt; gleichsam als abschreckendes Beispiel. Lustig und lehrreich; ab und zu bleibt ein etwas fragwürdiger Nachgeschmack, weil man sich hier offensichtlich über die ehrlichen Bemühungen anderer lustig macht. Aber die Welt ist gerecht: ManagerGuy ist diesen Sommer verstorben, die Site wird - ihm zu Ehren - trotzdem weitergeführt.
Lack Of Faith: Josh Friedmans Blog wurde hier schon einmal erwähnt und hat sich seither auch in der deutschsprachigen Kommunity zu einem Geheimtip entwickelt. Hier nochmal für alle, die das erste Mal verpasst haben: Lesebefehl. Friedman ist der Mann hinter War Of The Worlds, und sein Blog ist so böse, lustig und bissig, dass man nur vor Neid erblassen kann.
Wordplayer.com: Terry Russio ist (zusammen mit Ted Elliott) verantwortlicher Autor für Filme wie Man In Black, Zorro, Pirates Of The Caribbean, The Road To El Dorado, Aladdin und Shrek. Himmel, was wollt Ihr noch? Neben einem sehr interessanten Forum möchte ich hier noch einmal auf zweierlei hinweisen: Erstens auf seine Kolumnen - hervorragende, klug und witzig geschriebene Essays, in denen er diverseste Themen rund um's Schreiben abhandelt. Zweitens auf seine erlesenen Gastautoren, unter denen sich Cracks wie Stephen King, Craig Mazin oder Walter Parkes befinden. Sitemap findet Ihr hier. Learn from the best!
So, das war's fast schon für heute aus der Griffelküche. Aber bevor wir landen, noch zwei kleine Zückerchen obendrauf:
Script-O-Rama: Wer mal die Drehbücher zu seinen Lieblingsfilmen lesen will, findet hier mit ziemlicher Sicherheit das, was er sucht.
Moviecliches.com: Alle Clichés der Filmwelt, schön sortiert nach Stichworten. Wer sich auch schon gefragt hat, warum ein Held unbesiegbar wird, sobald er sein Hemd auszieht, oder warum im Film jeder, aber wirklich jeder ein Telefon neben seinem Bett hat, der ist hier genau richtig.Meine Damen und Herren, in wenigen Sekunden ist unser kleiner Rundflug zu Ende. Wir hoffen, Sie hatten eine angenehme Reise und wünschen Ihnen einen interssanten Aufenthalt in all dem, was sie fälschlicherweise für die Realität halten.
*Spotz!*
19 November 2005
Melville über Melville
Ein Stöckchen wurde mir zugeworfen, von einer einzelnen Dame. Und glaubt es mir ruhig, die könnte mir noch so einiges mehr zuwerfen, ohne dass ich es ihr je übelnähme. Ehrensache, verfluchte. Ich gehöre allerdings zu dieser Sorte Promenademischungen, die erst dann loslaufen, wenn das Stöckchen beinahe schon zu Erde zerfallen ist.
Also hier, hrr, wuff, wuff, exklusiv für Euch, das Stöckchen, Fade In:
1. Männlich oder weiblich?
Ich bin, das will ich betonen, durch und durch ein Mann. Klassisch. Ich halte Frauen Türen auf und fange Kugeln für sie ab. Wenn gerade mal keine Frauen da sind, werde ich nervös. Aber ich bin gottsjämmerlich froh, nicht selbst eine zu sein. Immer dieses Zeugs mit dem Gebären und der Menstruation, dieses Herumschleppen von Handtaschen, die Arzttermine, uh.
2. Wo wünscht du dir im Moment zu sein?
Ich bin zwar froh, keine Frau zu sein, aber neugierig wäre ich dann doch: Also, wenn ich schon mal wünschen darf, dann wünsche mir, im Körper einer Frau zu sein. Einfach mal so, heut Nacht. Um zu sehen, wie das so ist. Am besten im Körper einer lesbischen Frau, die gerade die Sahneschnitte ihres Lebens aufgerissen hat; kleine Titten und glänzender Schmollmund und all das, mit der Zigarette so schief im Gesicht, Armeehosen und so weiter. Ihr versteht schon, sowas halt.
3. Wenn du einer geliebten Person genau eine Sache sagen wolltest, was wäre das?
Wenn Du je mein Leben brauchst, dann komm und nimm es.
4. Was denkst du über deine besten Freunde?
Zuerst finde ich diese Frage blöd pauschal, aber dann denke ich nach und finde zu meinem Erstaunen heraus, dass meine wenigen guten Freunde so einiges gemeinsam haben: Sie sind sich selbst treu, zum Beispiel. Sie haben kein weiches Brötchen in ihrer Brust, sondern ein Herz. Sie sind tapfer. Sie nehmen es mir nicht übel, wenn ich sie zwei Monate nicht anrufe. Sie sind mutig. Interessanterweise sind sie allesamt sehr sensibel, obwohl auf unterschiedlichste Art. Sie haben Humor. Ein guter Freund von mir hat seine Karriere sausen lassen, weil seine Freundin krank wurde. Dafür liebe ich ihn.
5. Was tust du für gewöhnlich Freitag nachts?
Unterschiedlich. Oft schreibe ich. Oft zieht's mich raus in den Club. Ob ihr's glaubt oder nicht, Leute, passt auf: Ich tanze tierisch gern. Nicht nur, wenn sich die Schweiz für die WM qualifiziert hat. Oder ich geh ins Kino, in die Spätvorstellung, und hau mir was amimässig Explodierendes in die Birne, futtere zwei Dingens Popkorn und versuche, den Mädels unter die Röcke zu gucken. Oder ich geh mit Haruki Murakami in die Kneipe um die Ecke. Ich hoffe, der lebt noch lang und schreibt noch viele Bücher. Lesebefehl.
6. Und was wünscht du dir im Moment zu tun?
Ich würde jetzt gern flirten. Am liebsten mit Der da, der ich dieses Umfragedings verdanke. Obwohl, die ist ja praktisch schon verheiratet. Und hat so einen Tick mit Kinderschokolade. Übrigens, passt auf, ich finde, flirten, das ist so eines dieser tollen Worte, die genau so klingen, wie das, was sie beschreiben. Flirten muss leicht sein, etwas nach Parfüm und Schmetterling duften, virtuos muss es sein. Und genauso klingt es. Humorlose Leute können nicht flirten, habt ihr darüber schon mal nachgedacht? Klasse.
7. Was denkst du über deinen Job?
Schreiben ist geil. Filme schreiben sowieso. Ultimativ eine meiner Lieblingsbeschäftigungen. Die Rahmenbedingungen sind manchmal echt anstrengend. Denn ob ihr's glaubt oder nicht, der Autor hat oft mal gar nix zu sagen. Weil die Produzenten, die sagen nämlich. Und nicht zu knapp. Und der Regisseur, der sagt. Und wenn du Pech hast, wachst du auf und merkst, dass du es mit feigen Vollidioten zu tun hast, tumben Nachäffern mit einem Korken im Arsch, die von Tuten und Blasen keinen Schimmer haben. Und einen Pimmel, so klein wie eine Eidechse in der Hochdruckkammer. Und ich Idiot habe den Vertrag unterschrieben und meinen Hintern verkauft. Dann fühlt ihr euch, passt auf: Wie ein Pilot, der in stockdunkler Nacht auf ein unbeleuchtetes Flugfeld steuert und bemerkt, dass die Typen im Tower alle schlechtes LSD gefressen haben.
8. Wie fühlst du dich in eben diesem Augenblick?
Gut, danke der Nachfrage. Etwas müde. N bisschen horny.
9. Was denkst du über Drogen und Alkohol?
Himmel, geht's euch noch gut? Was ne Frage. Also, was denke ich über Alkohol und, was war das noch? Ach ja, Drogen. Ich nehme beides, und beides selten. Irgendwie bin ich natur-high. Sex auf Koks ist gut. Aber Sex ist ja auch ohne Koks gut, also, was solls? Die meisten Menschen finde ich auf Alkohol und Drogen langweiliger und nerviger als nüchtern. Mich inklusive.
10. Wenn du einer verhassten Person genau eine Sache sagen wolltest, was wäre das?
Oh, das mache ich alles mit den Augen. Ihr glaubt gar nicht, wie kalt und böse ich gucken kann. Zum Schauern und Zähneklappern, sage ich Euch. Wenn ich wen so angucke, hat der eine Woche lang die Schultern an den Ohren.
11. Momentaner Lieblingssong?
Mittelpunkt der Welt von den einfach immer wieder guten Element of Crime.
12. Irgendeinen Ratschlag für den Rest der Welt?
Die innere Welt rettet dich. Nicht der Rest.
That's all, Folks. Und natürlich werfe ich das Stöckchen weiter. Und zwar an Anke, weil sie so nen guten Blog hat. Und Sebas. Weil der jetzt auch mal was schreiben soll. Und Malcolm, damit der in den Ferien was zu tun hat. Ach so, und natürlich Weltregierung, weil ich nicht erwarten kann, was der aus den Fragen macht.
Cheers.
17 November 2005
OLÖH! OLÖHOLÖHOLÖH!
Ja! wir sind an der WM! Wir sind, wir sind, wir sind an der WM! Trotz Höllenküche, trotz fliegender Kebabs, Tiefschlägen in der Katakombe, trotz Hurren Son: Frei und Ich ficke ihre Mutter. Ich bin fertig, völlig alle, abgelutscht, ausgelöffelt! Gestern das Spiel gesehen im bis in die letzte verschlunzte Ecke unerträglich überfüllten Club eines Freunds, und es war nicht der Schweiss, der Dampf, das Geschrei oder das wie Wasser geschüttete Bier, das uns alle verband, es war der gemeinsame Ritt durch die Hölle; das alles zusammenschweissende, gnadenlose Zellophan von 98 Minuten Fussball Total.
Und jetzt: Ja! Ja, ja, ja, wir sind, wir sind an der WM! Football's coming home, und Mensch, ging's mir plötzlich gut in diesem Club. Was war bloss los mit mir, plötzlich hatte ich an jedem Finger eine Frau, wurde umtanzt, zugeflirtet, abgetatscht, vollgelächelt, eingeflüstert, e-mail-Adressen wurden mir zugesteckt, ich konnte nicht mal Zigaretten holen gehen, ohne von einer Wildfremden zugeknutscht zu werden.
Ich liebe es, ich liebe es, das Leben. Und alle Fussballer der Schweizer Nationalmannschaft. Und alle, die ich sonst kenne.
Und die neue Scheibe von Element of Crime, die liebe ich auch. I love you all! Thank you!
16 November 2005
Eject: Orient
So, zurück und putzmunter. Zuerst: Mein Gepäck ist noch in Casablanca. Was es dort macht, ist nicht ganz klar, aber hoffentlich amüsiert es sich gut.
Folgendes werde ich jetzt tun:
- Ein paar Fotos online stellen, die ich aber zuerst aufpeppen muss, weil nur mit Handy geschossen.
- Kurzen Bericht zur Lage der Nation verfassen.
- Mich mit Dünne Ratte anlegen, der mich über den Tisch ziehen will.
Ausserdem und exklusiv: Mich als Maler outen und ein paar Bilder hochpuffen.
Hoffe, euch geht's gut und ihr seid kregel, erfolgreich, glücklich und geliebt!06 November 2005
Gruss aus dem Hexenkessel
Der riesige Marktplatz brennt ein gleissendes Zeichen aus Rauch und Feuer in die schwarze, kuehle Tinte der Nacht. Ist lange her, dass ich zum letzten Mal meinen eigenen Augen nicht getraut hab.