Er war ein grosser Fussballer, jetzt hat er die letzte rote Karte gesehen und das Spielfeld für immer verlassen. Ihm zu Ehren hier ein Text, der ursprünglich im Rahmen der WM bei Fooligan erschien.
Cheers, Mister Puskás!
Der Galoppierende Major
"Kleines Geld, kleiner Fußball, großes Geld, großer Fußball." Ferenc Puskás
Das ist, ich sag’s euch gleich, kein gewöhnlicher Fussballspieler. Untertrainiert und übergewichtig. Das ist er. Und jetzt, 1961, nachdem er den Zenit seiner Karriere bereits überschritten hat, ist das mit dem übergewichtig eigentlich noch untertrieben.
Jedenfalls, was sollen wir noch lange um den heissen Brei herumreden, wie eine Presswurst, so sieht er aus im Real Madrid-Leibchen, schön ist das nicht, sowas zu sagen, aber wahr ist es trotzdem. Und was tut er gerade? Er tritt einen Freistoss im eigenen Stadion gegen Atletico, das sind die, die Anfang der Sechziger gerade ganz oben auf schwimmen, in Spanien.
Er also mit dem linken Fuss, wie immer, und der Ball segelt über die Mauer, und dort die Atletico-Spieler natürlich hochgesprungen, aber nix war, denn der Ferenc, der kann diese Bananen so sauber ballern wie auf dem Reissbrett gezogen. Und in die lange Ecke, und der Torhüter springt und streckt sich wie wenn er aus Gummi wär, aber er kommt nicht mal mit den Fingern dran, nicht mal mit den Fingerspitzen, und drin ist der Ball und im Netz und da kann keiner mehr was machen.
Und die Menge tobt. Und der Ferenc, so kurz seine Arme auch sind, er reisst sie hoch. Und alle anderen ihre Arme auch.
Aber der Schiedsrichter schüttelt den Kopf.
Fast peinlich ist es ihm, fast rot wird der Mann im schwarzen Trikot, und er geht zum Ferenc und entschuldigt sich und sagt, tut mir leid, aber ich habe noch nicht gepfiffen, und pfeifen muss ich schliesslich, denn wo kämen wir sonst hin?
Und das versteht der Ferenc. Denn jetzt mal Frage: Habt ihr das gewusst? Dass wir hier vom gleichen Ferenc sprechen, der Kapitän von der ungarischen Mannschaft gewesen war, der goldenen Manschaft, die vier Jahre lang – und das sagt sich so leicht, aber denkt doch mal: vier Jahre - einfach niemand schlagen konnte, und die erst die Deutschen in Bern mit einem Wunder zur Strecke geackert haben?
Und weil er so dick war und trotzdem so schnell, haben sie ihn den galoppierenden Major genannt.
Genau dieser Ferenc ist das nämlich, und kein anderer. Sieht aus wie Presswurst, ist aber Fussballgott. Und spielt immer mit linkem Fuss. Jetzt, passt auf, wollt ihr die Legende hören, warum immer mit linkem? Weil eigentlich der rechte Fuss der starke ist. Aber zu stark. Mit dem hat er mal so hart geschossen, dass dann der Torhüter mit gebrochenen Rippen direkt ab auf den OP-Tisch. Dann haben die da oben vom Fifa-Zimmer ihm den rechten Fuss verboten. So die Legende. Stimmt sie? Wer weiss. Aber in jeder Legende ist ein kleiner Grashalm Wahrheit.
Also, dieser Ferenc, der steht jetzt auf dem Rasen, und muss den Freistoss nochmal schiessen, und diesmal wartet er, bis der Schiedsrichter pfeift, denn nur weil er dick ist, ist er noch lange nicht doof.
Er also mit dem linken Fuss, wie vorher, und der Ball segelt über die Mauer, wie vorher, und dort die Atletico-Spieler natürlich hochgesprungen, wie vorher, aber nix war, denn der Ferenc, der kann diese Bananen so sauber ballern wie auf dem Reissbrett gezogen. Und in die lange Ecke, wie vorher, und der Torhüter springt und streckt sich wie wenn er aus Gummi wär, wie vorher, aber er kommt nicht mal mit den Fingern dran, nicht mal mit den Fingerspitzen, und drin ist der Ball und im Netz und da kann keiner mehr was machen, wie vorher.
Und da hat der Ferenc das Tor genau noch mal ganz gleich geschossen. Nur diesmal mit Pfiff. Und wenn die Menge vorher getobt hat, dann ist es jetzt ein Glück, dass kein Dezibel-Messer im Stadion, weil der würde nämlich zerspringen in lauter kleine Messerchen, so laut haben jetzt alle gebrüllt. Und das - nur damit ihr jetzt nichts Falsches denkt - das ist keine Legende, weil direkt in die Annalen von Real Madrid eingegangen, natürlich zu recht.
Und das alles gegen Atletico, das sind die, die Anfang der Sechziger gerade ganz oben auf schwimmen, in Spanien. Bis sie den Ferenc nach Madrid geholt haben.
Dann war’s erst mal aus mit Atletico.
17 November 2006
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6 Kommentare:
Delantera insuperable: Di Stéfano, Puskas y Gento
Schön nachgerufen, Melville. Applaus.
hm, das tut mir jetzt leid, aber....von dem hab ich noch nie was gehört.... :-I
Fußball-Fabeln ..
kennst du auch die Fußball-Fabel von den Färöer-Insulanern und den Ösis? Kam mir aus aktuellem Anlass (Österreich vs. Trinidad & Tobago) unlängst wieder in den Sinn. Auch so eine Story, wie sie nur das Leben selber schreiben kann.
Ein großer Text für einen großen Mann.
Ich schieße mich dem Applaus von knurrunkulus an.
danke leute, für die blumen.
und linda, siehste, siehste, das kommt davon, wenn du immer die wm schwänzt und heimlich in die schule gehst.
und nömix, danke, nein, die kannte ich doch nicht. tolle geschichte. darf ich bei gelegenheit mal was draus machen?
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