23 Oktober 2006

Über die Schönheit

Die Schönheit würde die Welt retten. F. M. Dostojewkji

Verliebte Menschen können sowas von nerven. Genauso wie frischgebackene Eltern: Sabberkloss hier, Sabberkloss da. Das ist gesundheitsschädigend und langweilig. Frischgebackene Eltern sind die Pest.

Verliebte auch. Ich zum Beispiel. Prompt werden meine Texte irgendwie schwurbelig.

Ich werde mich also nun zurückhalten und nicht mehr dauernd nur von Fräulein N. reden. Zum Beispiel, wie gut sie riecht. Oder, wie sie so ernst guckt und gleich darauf lacht und dann dieses eine Grübchen auf ihrer Backe auftaucht, nur auf einer Seite. Ich werde nicht davon sprechen, wie wir zusammen über das dünne Eis gehen und uns dabei mit grossen Augen ansehen, weil es irgendwie längst egal geworden ist, ob es bricht.

Ich werde von etwas ganz Anderem sprechen.

Ich werde von Schönheit sprechen. Da ist jetzt dummerweise Fräulein N. gerade ein gutes Beispiel. Fräulein N. ist nicht schön, weil sie diese hübsche Nase hat oder die leckeren Ohren oder diese aufmüpfige Haarsträhne, die dauernd vor ihrem Gesicht rumwedelt.

Nein, Fräulein N. ist schön, weil sie aussieht wie Fräulein N. und nicht wie Kate Moss. Nichts gegen Kate, altes Haus. Vielleicht ist Fräulein Moss ja schön. Aber nur, weil sie aussieht wie Kate Moss. Und nicht wie, sagen wir, bah, Fräulein Aguillera.

Mit anderen Worten: Fräulein N. versucht nicht anders auszusehen, als dass sie aussieht. Ich finde das unwiderstehlich. Sie könnte sich ja schminken. Oder ihre Fingernägel anmalen. Tut sie aber nicht. Und ich bin so dankbar dafür, dass ich auf die Knie gehe und Gott dafür ein nettes Blinzeln durch die Wolken schicke.

Auch wenn ich in die Hölle komme. Bei mir hat der alte Mann einen Stein im Brett.

Denn, wisst ihr, hört mal her, Frauen: Ich habe noch nie in meinem Leben. Nie! Habe ich eine Frau kennengelernt, die geschminkt hübscher gewesen wäre als einfach so, ohne was.

Weil Frauen dann am hübschesten sind, wenn sie aussehen, wie sie aussehen.

So, jetzt ist es raus.

15 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

make-up ist kriegsbemalung - im kampf gegen das ego. wer diesen kampf schon gewonnen hat, braucht es nicht!

Anonym hat gesagt…

Oh Melville, man hört es, man liest es, man riecht es förmlich mit jeder nichtexistierende Serife deiner Buchstaben: du bist wahrlich ein glücklich Verliebter.
Du machst Frauen - und deiner entzückenden Fräulein N. ganz besonders - die schönste Liebeserklärung die Männer (ja, diese unglaublich törichte und unsensible Spezies die achtlos mit Aussagen um sich schießt wie ein achtjäriger Amerikaner mit einer Mini-Uzi) ausszusprechen vermögen:
Du bist so schön weil Du es bist.
Ich werde jetzt Roger Cicero auflegen, ganz beswingt was kulinarisches für meinen Liebsten kochen und mich voller Muße abschminken.
Hach, deswegen schaue ich hier so gerne vorbei, du großäugiger, friedensstiftender Weltverbesserer, Du.
Danke.:)

leuchtkind hat gesagt…

"I like you just as you are" - das kennen wir aus Bridget Jones und alle Frauen lieben Männer, die sowas sagen.
Das lässt mich ein bisschen hellhörig werden, denn mein misstrauisches Gemüt fragt sich: Will sich da einer beim anderen Geschlecht - man wagt es kaum laut auszusprechen - einschleimen? (und das gerade von mir, die ich vor ein paar Tagen über die allgemein grassierende Verbitterung gelästert habe...)

Liebe lässt den Geliebten schön erscheinen. Aber was ist mit denen, die man nicht durch die rosarote Brille sieht? Meinst Du mit "ungeschminkt" "authentisch"? Kann man geschminkt auch authentisch sein?

Deine Gedanken regen zum Nachdenken an.

Melville hat gesagt…

hm. um ehrlich sein, hab ich eher erwartet, auf erbitterten widerstand zu stossen. mit "ungeschminkt" meine ich: ohne schminke. authentisch kann man auch sein, wenn man eine propellermütze auf dem kopf hat. ich hab lediglich darüber gesprochen, was mir gefällt:)

Unknown hat gesagt…

dsd

Unknown hat gesagt…

"make-up ist kriegsbemalung - im kampf gegen das ego."

MUAHHA... den Spruch werde ich mir klauen :)

Anonym hat gesagt…

Seufz. Das Einzige, was ich mir abschminken werde, Herr Melville, ist das Lesen Ihres Blogs, wenn Sie hier weiter mit schwülstigen Liebeserklärungen an Ihre Angebetete um sich schmeißen. Wo sind die zugeschäumten, faszinierenden, orangen Beiträge, an denen ich mich nicht sattlesen konnte? Ein Publikum wird immer eifersüchtig auf die Aufmerksamkeit sein, die nun einer (einzigen! – welche Verschwendung) Person zuteil wird. Aus mir spricht natürlich der pure Egoismus, weil mir das Lesefutter ausgeht. Ich gönne Ihnen Ihre Wolke 7 natürlich von ganzem Herzen. Und vielleicht geht das ja doch mit dem Schreiben und dem Lieben, ich versuche es seit zwei Jahren und bin nicht überzeugt davon, aber mal schauen. Wenn nicht, säuseln wir halt seitenweise unsere Blogs voll.

Miss Pringle

Unknown hat gesagt…

Das ist doch nicht schwülstig. wenn es für Melville die Wahrheit ist, dann soll er und doch teilhaben an der Schönehti seinses Lebens.
Es steht ja da oben ganz deutlich: "Aus dem Leben eines Drehbuchautors"

Anonym hat gesagt…

Versteh ich nicht.
Warum sollten sich Liebe und gute Kunst ausschließen?

Anonym hat gesagt…

Soeben habe auch mein Herz verloren... an jemanden, der es versteht, zu schmeicheln. Auch wenn ich nicht Frau N. sein sollte... Ladykiller, hier. ;)

n¦tropie hat gesagt…

andererseits: nur schönheit kann es sich leisten, sich selbst zu schmücken. zelda fitzgerald: "she covered her face with powder and paint because she didn't need it"

oder: lipstick.

Anonym hat gesagt…

wunderbarer text.

Mephistascripts hat gesagt…

Mann, Melville...

..gegrinst und gegänsehäutet und gefreut und getränchenverdrückt und geachtet und gewundert hatte ich ja hier schon so ab und an mal - aber gegönnt...richtig gerne gegönnt...Das' neu. Stimmt aber.

Anonym hat gesagt…

Chapeau!

Melville hat gesagt…

professor mcwinkel, schön, von Ihnen zu hören:)