14 April 2006

In Eigener Sache

Der SVP-Frontschreihals und Zürcher Kantonsrat mit dem seltsam vertraut klingenden Namen ALFRED HEER hat sich kürzlich bereits durch scharfes Schiessen gegen ein Lehrmittel hervorgetan, das sich kritisch mit der Rolle der Schweiz im zweiten Weltkrieg auseinandersetzt.

Jetzt will er Minarette in der Schweiz verbieten lassen und provoziert Melville zu einem seiner seltenen Tänze auf politischem Parkett.

lies mich

Alfred Heer:

Sie wollen den Bau von Minaretten in der Schweiz verbieten lassen und haben eine dementsprechende Parlamentarische Initiative eingereicht.

Sie begründen Ihren Vorstoss wie folgt : 1) Unser Orts- und Landschaftsbild müsse vor störenden religiösen Bauten geschützt werden. 2) Der Bau von Kirchen sei ja in einigen muslimischen Ländern auch verboten.

1) Wenn es Ihnen um störende religiöse Bauten geht, dann haben Sie uns im Unklaren gelassen, weshalb Sie nur von Minaretten sprechen. Sonst müssten Sie ja nach einer entsprechenden kritischen Bestandsaufnahme die Entfernung aller störenden religiösen Bauten in der Schweiz befürworten. Wenn es Ihnen allerdings nur um Minarette geht, sind Sie uns eine stichhaltige Darlegung Ihrer Motive schuldig geblieben.

2) Dieses Argument ist durch und durch unschweizerisch: Sie argumentieren mit Gesetzgebung und Sitten anderer Länder. Die Schweiz hat ihre eigene Gesetzgebung und ihre eigene Verfassung, die unter anderem auch gleiches Recht für alle garantiert. So ist es beispielsweise auch müssig, darüber zu diskutieren, ob in anderen Ländern die Folter erlaubt ist. Wir wollen sie hier trotzdem nicht. Sollte Ihnen die Schweizer Verfassung allerdings nicht mehr zusagen, wird Sie niemand daran hindern können, der Eidgenossenschaft den Rücken zu kehren und sich zukünftig in denjenigen Ländern zu engagieren, die besser zu Ihrem politischen Profil passen.

Fazit: Ihre Argumentation entbehrt jeglicher Relevanz. Ein Zweitklässler hätte es besser gemacht. Sitzen, eins.

Nick Melville



So. Und jetzt, Genossen, woher ihr auch immer kommt, jetzt lasst uns seinen Postkasten so richtig fett zuhauen:
heer@cande.ch

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich möchte mich nur ungern in schweizer Angelegenheiten einmischen.

Ein Minarett stört mein persönliches Landschaftsbild nicht, die elektronisch verzerrten Geräusche von dort, zumindest morgens um 5, schon.

Im Allgäu bekommen Sie aus ähnlichen Gründen nicht einmal die Erlaubnis, Ihr Dachfenster mir einem kleinen Giebel zu versehen (Kempten).
Das Landschaftsbild wäre gestört.

Melville hat gesagt…

von mir aus dürfen sie sich gern mischen. :)

Melville hat gesagt…

Es spricht ausdrücklich von religiösen Gebäuden. Übrigens, war im November in Marrakesh. Und dieses Gerufe fünf mal am Tag, das ist was vom Besten. Absolut atmosphäresteigernd. Statt immer dieses Gebimmel.

trainbuk hat gesagt…

stimmt. das gebimmel muss auch weg! ;)

hm, merkwürdige leute habt ihr da, in der schönen schweiz.

Melville hat gesagt…

sag nicht, dass es die in deutschland nicht auch gibt. sonst bewerf ich dich mit schokohasen :)

Petra hat gesagt…

ich stell mir das ja ganz hübsch vor: morgens auf dem seedamm im stau stehen und der muezzin jammert dazu.

trainbuk hat gesagt…

grummel. o.k., erwischt. zieh die schokohasen zurück.

btw, unser istanbuler guide gab übrigens zu durchaus ab und an sehr genervt zu sein. vom muezzin. schon amüsant. irgendwie.

Melville hat gesagt…

die brüllen teilweise schon vor fünf uhr früh los, und haben untereinander konkurrenz. geht also ganz schön was ab. aber, wenn man in den ferien ist, nennt man das kulturkolorit, lächelt selig und schläft weiter. :)

einverstanden, petra. ich freu mich auf die muslimische invasion.

Anonym hat gesagt…

okee, okee.. ich hab dem Herr Heer mal geschrieben. Er scheint aber nicht so eifrig zu sein, was das Beantworten von Post angeht.

Melville hat gesagt…

cool, spot. meine mail hat er auch nicht beantwortet. aber es reicht schon, wenn er merkt, dass er uns nicht jeden unsinn verzapfen kann.

knicks,
mel