24 September 2006

Von orangen Katzen

Da ist zum Beispiel das junge Fräulein N., mit der ich gerade häufig zu tun habe, und die so schrecklich viel über sich nachdenkt. Über sich und den Rest der Welt.

Alles ist schwierig. Jeder Schritt führt auf dünnes Eis. Jeder Ast kann brechen. - So ist das Herz von Fräulein N. stets in Aufruhr, ihre Stirn stets in Falten, ihre Neugier stets durchzogen.

Und sie erinnert mich an eine Katze, die ich in Griechenland kennengelernt habe. Die Katze, müsst ihr wissen, war orange und wild. Einmal am Tag zeigte sie sich auf der Terasse und wurde von mir gefüttert. Danach schnurrte sie und wollte gestreichelt werden. Wenn ich aber die Hand nach ihr austreckte, sprang sie panisch auf eine Mauer und sah mich entsetzt an.

"Die orange Katze ist doof", dachte ich zuerst. Und es verletzte mich, dass sie mir nicht vertraute.

Denn, Kollegen, ich kenne andere Katzen, und ihr auch. Solche, die's voll drauf haben. Auch dort, auf der Terasse, gab's die. Katzen, mit denen der reibungslose Umgang voll gewährleistet ist.

Aber jetzt, wisst ihr was: Von allen Katzen war mir am Ende die orange am nächsten. Weil, ja: Warum eigentlich? Alles war schwierig. Jeder Schritt führte auf dünnes Eis.

Womit wir jetzt wieder bei Fräulein N. wären.

22 Kommentare:

n¦tropie hat gesagt…

gäbe es keine orangen katzen in meinem leben, es wäre gar keins. ach herr melville. ich lege mich jetzt in ihren text schlafen.

Melville hat gesagt…

tun sie das, herr ntropie. ich wache über sie.

Herr MiM hat gesagt…

Unter dem Aspekt betrachtet finde ich, das Frauen und Katzen sich gar nicht mal so unähnlich sind.

Melville hat gesagt…

habe ich befürchtet, fräulein skywalker, dass diese interpretation kommt. greift mir aber zu wenig tief. erstens: es gibt viele, viele dinge (darunter auch frauen) dich ich nicht haben kann, die ich aber trotzdem nicht will.

und metropolis-mann, das lassen sie mal nicht die frauen hören. einige mögen diesen vergleich gar nicht.

Petra hat gesagt…

unterschied nur zwischen katzen und frauen hier: die orange katze und die orange frau wünschen sich manchmal, sie wären wie die anderen katzen, wie die anderen frauen.
die anderen katzen wünschen sich hingegen nie, sie wären wie die orange. die anderen frauen wünschen sich vielleicht aber schon zuweilen, sie wären wie n., denn dann würden männer wie m. solche texte über sie verfassen. ach...

Anonym hat gesagt…

Mel, das schließt meine Behauptung ja auch nicht aus... es ist nur leider so, das man aus irgendeinem Grund das, was man dann doch haben will, gar nicht oder nur unter schwersten Bemühungen haben kann. Der Rest ist ja dann (für's Erste) egal..

Melville hat gesagt…

jep, petra, gut gemaunzt. ich bezweifle allerdings, dass es besonders viele frauen gibt, die wert darauf legen, von melville zertextet zu werden.

und natürlich, fräulein skywalker. genauso definert jeff daniels - ein mann, der sehr viel von drehbuchschreiben verstand - drama. jemand will unbedingt etwas, dass nur sehr schwierig zu erreichen ist, aber eben nicht unmöglich. insofern hast du recht. smack!

dieLinda hat gesagt…

ich mags wenn mal jemand über katzen schreibt :). meinetwegen dürfen sie auch orange sein. auch wenn meine kleine schwarz-grau-weiß ist. und riiiesen grüne augen hat. wieso schreibt nicht mal jemand über große grüne katzenaugen?

Melville hat gesagt…

fräulein linda, das scheint mir doch ganz ihre kernkompetenz zu sein ;)

Petra hat gesagt…

mel, am ende kommt es immer auf das 'wie' an.

Piano hat gesagt…

Ich mag Hunde lieber. Aber manche haben auch Falten auf der Stirn. Und ein Loch im Kopf...traurig.

Melville hat gesagt…

stimmt, piano. hunde können äusserst besorgt sein. aber die meisten hunde, die ich kenne, haben einen buckel auf dem kopf, und kein loch.

Anonym hat gesagt…

Zebrechliches, vorsichtiges, kompliziertes, kleines Fräulein N.
Ces mademoiselles - elles me rappellent moi-même.
Vielleicht ist die orange Katze in ihrem Leben schon mal in Eis eingebrochen?
Sie wissen ja, Katzen mögen kein Wasser und kaltes schon gar nicht und das kann ein Kätzchen sehr furchtsam machen.
Erzählen Sie Fräulein N. von dem Seil welches sie verbindet (dann weiß sie dass sie nichts mehr zu befürchten hat - sollte sie doch mal in Eis einbrechen).

Melville hat gesagt…

guter punkt, fräulein samira, und - sie werden lachen - genau das tue ich.

Anonym hat gesagt…

irgendwas an dem text macht mich stutzig.

ah ja.

orange katzen, der orange pyjama und irgendwo war da noch die rede von kleinen orangen straßenputzmaschinen.

ein oranger faden, der sich da durch ihren blog zieht. rot wäre ja auch zu gewöhnlich.

und noch was: es gibt sicher frauen, die liebend gerne von ihnen zertextet werden würden.

Melville hat gesagt…

das mit dem orangen pyjama ist mir auch schon aufgefallen. dass sie sich aber an die strassenputzwagen erinnern, das, miss pringle, spricht eindeutig für sie :)

F hat gesagt…

Vielleicht ist es auch ein kleines Pferd. Pferde sind doof.

Etosha hat gesagt…

Hach... das versteh ich. Schön getextet. Und nein, es geht nicht nur darum, was man nicht haben kann, sondern um das Ergründen des Unergründlichen, um die wunderbare Neugier, um die Exklusivität des Vertrauens - wenn man es am Ende vielleicht doch geschenkt bekommt - die doch viel höher ist als bei den anderen, zutraulicheren Katzen.

Und um den Weg dorthin.

dieLinda hat gesagt…

melville, da könnten sie sogar recht haben :) ich werds mir überlegen^^ nach meinem mailandbericht ;D

Anonym hat gesagt…

Hoppla, vermutlich meinst du nicht Jeff (den Schauspieler, den ich übrigens ebenfalls sehr schätze) sondern Frank Daniels. Ein Mann der im Gegensatz zu einer Pflaume wie Mr. Field tatsächlich essenzielles übers Drehbuchschreiben zu sagen hat.

Melville hat gesagt…

oh schande, natürlich mein ich den frank. und mit allem übrigen in deinem kommentar bin ich ebenfalls höchst content :)

danke für den hinweis.

Anonym hat gesagt…

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