Seltsam: Gerade tut sich so viel, in meinem Melville-Universum, und trotzdem habe ich das Gefühl, ich hätte nichts zu erzählen.
Mal testen?
1. Angst: Manchmal habe ich die Hose sowas von gestrichen voll. Ich habe dann Angst davor, die Menschen mit dem, was ich bin, nicht mehr zu erreichen. Dass das, was mich bewegt und erfreut, die Menschen plötzlich nur noch befremdet. Dann wäre ich ein Astronaut, der den Funkkontakt zur Erde verloren hat. Ich wäre immer noch - davon bin ich überzeugt - ein guter Astronaut. Aber was ist ein guter Astronaut ohne Welt?
2. Sex: Seit eingen Wochen stelle ich ein interessantes Phänomen an mir fest. Wenn ich die Wahl habe zwischen wildem Sex und einsamem Schreiben, entscheide ich mich für Letzteres. Meine Affaire mit Bazooka-Girl habe ich bewusst einschlafen lassen. Fräulein N. ist ein anderer Fall. Das ist die Entdeckung der Langsamkeit beim Flirten. Eiskunstlauf in Zeitlupe. Inzwischen hat sie mir ihr Geheimnis erzählt. Jede Frau hat so eins. Ich kenne ihres. Meines kennt sie nicht. Meines kennt niemand. Nicht mal ich selbst.
3. Jetzt: Gerade fällt die Sonne durch's Fenster, an meinem Labtop vorbei, und wärmt meinen linken Arm. Links qualmt die Zigarette, rechts steht die Kaffeetasse und schafft es irgendwie, vorwurfsvoll leer zu gucken. Draussen, vor dem Bullauge, schwebt Welt vorbei. Jetzt ist gut.
4. Glück: Glück ist, den eigenen Weg zu gehen. Ende der Diskussion. Alles andere ist Mumpitz. Vergesst es nicht.
Ich mein's ernst. Vergesst es nicht. Und was ist ein guter Astronaut ohne Angst?
05 Oktober 2006
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21 Kommentare:
punkt vier ist absolut treffend formuliert! stimmt genau !!
es klappt doch stets wieder: tauchst du bei mir auf, weiß ich zu 95%, dass du was neues geschrieben hast. und das es lesenswert ist. und dass es vielleicht mal wieder mit wahrheiten gespickt ist. und dass ich dich dann sicherlich wieder ein bisschen darum beneide, dass du die wahrheiten immer so klischeelos an mann und frau zu bringen vermagst.
himmel. ich erröte.
so soll es sein.
danke für den hinweis aufs bazooka-girl. das ist mir bisher durch die lappen gegangen. und weiterhin viel glück! mir gefällt dein weg.
huhu, franziska. übrigens, apropos melville-perlenkettchen: am 14. habe ich geburtstag.
ui, danke auch für diesen hinweis. wenn auch mit dem zaunfahl. aber so mögen wirs. lieblingsfarbe? brauch dann aber noch deine adresse, melville. sonst kommt sie nicht rechzeitig an. franziska@ und so. :)
tust du farbe selbst wählen, nach gefühl? und: adresse, da überleg ich mir was, ich meld mich:)
bist ein schatz, *smack*!
sonst machen wir einen geheimen übergabe ort ab. das wär dann vielleicht wieder stoff für neue drehbuchsequenzen? zürich, 14. oktober, migros-restaurant limmatplatz. grosi rosi verschluckt sich an ihrer bratwurst mit zwiebelsosse. da ist was. sie kaut irritiert, hangelt mit der zunge nach dem fremdkörper in ihrem Mund - und zieht sie langsam hervor, die wunderschöne melville-kette... etwa so?
*lol*
meine Herren! Solang du weiter so gut schreibst brauchst du keine Angst zu haben, dass das was dich bewegt die anderen befremdet.
Weißt du was neidvolle Anerkennung ist?!
Ich emfinde das gerade...
Wouw...schöner schöner Text. Der Melville, der kann´s!
(Ich würde einsames Schreiben übrigens auch immer allem anderen vorziehen)
Einer deiner besten Einträge, wenn ich das sagen darf..
Lieber Melville,
ich weiss, du legst wert auf anonymität, aber eines sollte ich noch wissen: hast du einen dicken oder einen dünnen? hals, meine ich.
Alles andere ist Mumpitz. Das habe ich mir diese Woche auch gedacht.
Aber ein Astronaut mit weniger Angst wird mutiger. Wer nicht immer hinter sich schaut um sich vergewissern, ob ihm andere noch folgen können, kann weitere Wege gehen. Und wer sagt, dass er nicht auch wieder in Sichtweite zurückkehren kann?
Zum Sex: Sehr einseitig Herr Meville, sehr einseitig. Zwischen einsamen Schreiben und wildem Sex gibt es hunderte von Galaxien, die man durchkehren muss.
liebste keksdose, manchmal mache ich frei. aber meistens schaffe ich einfach noch eine. :)
und springfloh, richtig, was den sex betrift. was den mut betrifft, glaube ich es besser zu wissen. man kann auch mit angst weite wege gehen. sonst ist man ja nicht mutig, sondern einfach ein spaziergänger :)
franziska: 42. bist ein schatz. meld mich bei dir.
malcolm, patsy und guru: gute leser, gute schreibe.
Manchmal ist es nicht schlimm Funkkontakt zur Welt zu verlieren. Manchmal berauscht die Stille des Universums das Ego mehr als die Jubel der Welt.
Manchmal gewinnt man ausserdem im Gegenzug Kontakt zu orangen Außerirdischen und Kätzchen.
Viel Erfolg auf deinem Weg, inspirierender eiskunstlaufender Kosmonaut. :)
mein bester freund hat mir mal erzählt, dass er früher immer astronaut werden wollte. wenn ich mir jetzt vorstelle, dass der da oben durch die sterne streunt und wir keinen kontakt haben, wird mir ganz schwummerig im magen. man sollte zu sehen, dass man immer eine taschenlampe oder ein streichholz dabeihat. für lichtsignale oder rauchzeichen.
Ich habe da eher Angst, mit dem was ich für die Menschen sein sollte, mich selbst nicht mehr zu erreichen. Und niemand würde das dann merken. Nicht mal ich. Erschreckender Gedanke.
Hach, schön gesagt. Wobei ein Astronaut ohne Welt zumindest ein Astronaut mit Universum ist. Vielleicht gibt's auf anderen Planeten ja viel schönere Sachen.
(Außer Welt impliziert nicht Erde, sondern Existenz. Dann vergiss einfach alles was ich geschrieben habe).
Happy B., Melville!
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